Wandsbeker Bahn

Als der Senat 1954 die „Kommission für Verkehrsfragen“ einsetzte, um ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept erarbeiten zu lassen, kam dem ÖPNV dabei eine entscheidende Rolle zu. Das U-Bahn-Netz sollte auf bis zu 100 km verdoppelt werden. Gleichzeitig wurde die Rolle der Verkehrssysteme ziemlich umgekrempelt: Auf den wichtigen Verkehrsachsen sollten U-Bahnen für direkte und zuverlässige Verbindungen in die Innenstadt sorgen. In der Fläche übernahmen Busse die Verkehrserschließung und erfüllten gleichzeitig die Zubringerfunktion zu den Schnellbahnen. Die Straßenbahnen, die auf den von Autos verstopften Straßen immer schlechter vorankamen, wurden hingegen schrittweise eingestellt und durch flexible Busse ersetzt.

Bauphase: 1957 - 4. August 1963
Eröffnung ab: 2. Juli 1961
Stationen: 8
Länge: ca 7,5 km
U-Bahnstationen
Station | Abschnitt | Eröffnet / Status |
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Geschichte
Ab Hauptbahnhof
Die Wandsbeker-Linie führt durch das Stadtviertel St.Georg und an der Straße „Am Pulverteich“ vorbei. Bereits 1957 wurde mit dem Abschnitt Hauptbahnhof zur Lübecker Straße begonnen. Anfang 1958 stellte man fest, dass man weit hinter dem Zeitplan ist und an eine Betriebsaufnahme nicht zu denken ist. Um zukünftig den Streckenneubau zu beschleunigen, ordnete der Senat an, eine Versuchsstrecke am Lübeckertordamm versuchsweise auf einer Länge von 160 Metern mit Tunnelfertigteilen zu bauen. Dieser Versuch schlug 1959 fehl. 1958 wurde immer noch diskutiert, wie die Strecke ab Hauptbahnhof weiter gehen soll. Im Dezember 1958 wurde vom Senat beschlossen die Strecke nicht nach Billstedt, sondern weiter nach Wandsbek zu führen. Aber es gab eine weitere Entscheidung. Die Strecke sollte nun nicht mehr ab Wandsbek Markt nach Farmsen führen, sondern in einer Linkskurve unter der Nordschleswiger Straße entlang, dann in einer Rechtskurve in Höhe der Tondernstraße nach Wandsbek Gartenstadt führen, um dort schon in die Walddörferbahn einzufädeln. Dafür sprachen die erheblichen Baukosteneinsparungen durch die Verkürzung der Neubaustrecke bis Wandsbek-Gartenstadt, die bessere Erschließung des Raumes Dulsberg und die Entlastung der Haltestelle Barmbek durch die neue Linienführung zwischen den Walddörfern und der Innenstadt. Auch war die Baustrecke wesentlich kürzer als die unter dem Friedrich-Ebert-Damm und es konnte die verloren gegangene Zeit aufgeholt werden. Somit unterlag die Variante der Führung der U-Bahn-Strecke nach Billstedt.
Die Tunnelabschnitte auf dem ersten Abschnitt ab Hauptbahnhof waren, wie bereits bei der Meßberg-Linie, alles andere als einfach zu bewältigen. Ein Hotel auf der Adenauerallee musste komplett unterfahren werden. Jedoch verweigerte der Hotelbesitzer der Baufirma den Bau einer Hilfskonstruktion in seinem Keller. Daher musste eine Alternative gefunden werden. Da das Hotel als sehr setzungsempfindlich galt und der Tunnel nur 6m entfernt vom Streifenfundament errichtet werden sollte, kamen nur erschütterungsarme Methoden infrage. Erschwerend kam der wechselnde Baugrund mit Sand- und Mergelschichten hinzu. Den ersten Vortrieb versuchte man mit horizontal eingepressten Spundbohlen, der jedoch an dem festen Untergrund scheiterte. Als Ersatz kamen hohle Kastenbohlen zum Einsatz. Unter Hilfenahme von Wasser wurde der Boden innerhalb der rechteckigen Stahlröhren ausgespült, was das Einpressen erleichterte. Mittels Baugruben auf beiden Seiten des Hotels wurden etappenweise die 12m langen Bohlen unter das Gebäude gepresst. So entstand ein 8,50m hoher und 11,70m breiter Kasten. Anschließend wurden die Bohlen mit Beton gefüllt und miteinander verbunden. Danach konnte mit dem eigentlichen U-Bahn Tunnel begonnen werden. Dieses Verfahren sollte im Tunnelbau ein Vorbild für später verwendete Rohrschirmdecken darstellen.
Ab Lübecker Straße
Ab 1960 wurde die Wandsbeker Chaussee für den Autoverkehr komplett gesperrt und es entstand eine rund 2,5km lange offene Baustelle.

Die U-Bahnhöfe Wartenau und Ritterstraße entlang der Wandsbeker Chaussee wurden in offener Bauweise errichtet. Dafür wurde die Wandsbeker Chaussee komplett aufgerissen und auch die Trasse mittels offener Bauweise errichtet.

Am 22. 2.1960 konnte endlich der erste Neubauabschnitt seit 1934 in Betrieb genommen werden. Der Abschnitt Jungferstieg - Meßberg wurde feierlich eröffnet. Am 1. Oktober des gleichen Jahres konnte der zweite Bauabschnitt bis Hauptbahnhof durch die HHA übernommen werden und am Folgetag in Betrieb gehen. Am Hauptbahnhof entstanden auch Fußgängertunnel zwischen dem Hauptbahnhof und dem ZOB. Ab dem 2. Juli 1961 bedienten die Züge auch das 1,6 Kilometer lange Teilstück bis zur Haltestelle Lübecker Straße und schaffte damit eine Umsteigemöglichkeit zur Ringlinie. Bereits am 1. Oktober erreichte jeder zweite Zug die Haltestelle Wartenau. Rund ein Jahr später, am 28. Oktober 1962, verlängerte sich der Fahrtweg bis zum Bahnhof Wandsbek Markt, wo zum ersten Mal in Hamburg eine Busumsteigeanlage entstand. Mit dem 3. März 1963 erreichte jeder zweite Zug die Haltestelle Straßburger Straße. Am 4. August 1963 schließlich, als die gesamte Neubaustrecke bis zum erweiterten Bahnhof Wandsbek-Gartenstadt in Betrieb ging, traten neue Linienführungen in Kraft. Die Linie von Ochsenzoll wurde weiter auf die Walddörferbahn geführt, die Ringzüge von Barmbek endeten dagegen bereits in Farmsen.

Wie wichtig die neue U-Bahnstrecke war und wie gut der Zubringerverkehr mit Bussen klappte, zeigte sich daran, dass Wandsbek Markt schon 1962 täglich von fast 22.500 Fahrgästen genutzt wurde und damit nach Hauptbahnhof (36.400) und Rathaus (35.200) die am dritthäufigsten genutzte Haltestelle im ganzen U-Bahn-Netz war.
